Kurze Biographie
Johann Georg Pisendel war der führende deutsche Violinvirtuose der „Bach-Zeit“. Unter anderem Vivaldi, Telemann und Albinoni widmeten ihm Violinkonzerte. Er wurde am 26.12.1687 in Cadolzburg in der Greimersdorfer Str. 26, als Sohn des Kantors Simon Pisendel geboren und verstarb am 25.11.1755 als Kapellmeister der Hofkapelle in Dresden. Beerdigt wurde er auf dem Johanniskirchhof in Dresden, sein Grab ist heute leider nicht mehr erhalten.
Im Alter von neun Jahren kam der junge Pisendel von Cadolzburg nach Ansbach. Dort besuchte er das Gymnasium und wurde zunächst als Sopranist in die Ansbacher Hofkapelle aufgenommen. Vom Kapellmeister F. A. Pistocchi erhielt er Gesangsunterricht, von Maestro G. Torelli Geigen- und Kompositionsunterricht. Seit 1704 war Pisendel aktiver Violinist der Ansbacher Hofkapelle.
Fünf Jahre später verließ der nun 21 Jahre alte Pisendel Ansbach und brach zu weiteren Studien in Richtung Leipzig auf. Diese Reise unterbrach er für kurze Zeit in Weimar, denn er suchte und fand dort die Bekanntschaft mit Johann Sebastian Bach, der am Weimarer Hofe zu dieser Zeit als Organist wirkte. In Leipzig lernte Pisendel Georg Phillip Telemann kennen, mit dem er ein Leben lang befreundet blieb und einen kontinuierlichen Briefwechsel unterhielt. 1709 wurde Pisendel von Telemann als Geiger des Collegio Musico in Leipzig engagiert.
Seine Zeit in Dresden
1711 war sein Ruf als Virtuose bereits so groß, dass er ein Angebot erhielt, als stellvertretender Konzertmeister nach Dresden an die Hofkapelle zu wechseln. Hier arbeitete er sich schnell zum „ersten Violisti“ hoch.
1728 wurde Johann Georg Pisendel 1. Konzertmeister der Hofkapelle Dresden und war damit kraft seines Amtes für die gesamte Instrumentalmusik und deren Repertoire in Kirche und Kammer sowie für die Orchesterleitung in der Oper verantwortlich. Sein konsequentes Arbeiten an der einheitlichen strengen Strichführung des Violinbogens hat sich bis heute in der Orchesterwelt durchgesetzt. Auf seinen langen Reisen nach Frankreich und Italien lernte er Antonio Vivaldi in Venedig kennen, der etliche Werke für ihn komponierte.
Die Bedeutung Pisendels
Neuere musikwissenschaftliche Forschungen zeigen, dass Pisendels Ruhm als Geiger und Komponist, sein Werk umfasst 2 Violinsonaten, mehrere Instrumentalwerke und 10 Konzerte, etwas verblasst vor seiner Eigenschaft als Dirigent.
Als Konzertmeister und Orchestererzieher prägte Pisendel über Jahrzehnte das Musikgeschehen am Dresdner Hof und garantierte für die hohe Qualität der Hofkapelle. Neben seinen Qualitäten als Dirigent und Pädagoge erwarb und kopierte er eifrig Orchesterwerke von Komponisten seiner Zeit, die dann die Dresdner Hofkapelle zur Aufführung brachte. Diese riesige und unheimlich bedeutende Sammlung barocker Werke war lange Zeit verschwunden.
Die Notensammlung „Schrank No: II“
Vor einigen Jahren wurde die Notenbibliothek Pisendels in Dresden im sogenannten „Schrank No: II“ in der Katholischen Hofkirche wiederentdeckt und archiviert. Die rund 1800 Musikalien umfassende Notensammlung, die Pisendel in 40 Jahren zusammengetragen hatte, überstand so die preußische Bombardierung Dresdens 1760 während des Siebenjährigen Kriegs. Diese Sammlung spiegelt das komplette Instrumental-Repertoire der Dresdner Hofkapelle zu Zeiten Augusts des Starken wider. Die Sammlung befindet sich aktuell in der Sächsischen Landesbibliothek (SLUB), der Schrank selbst ist nicht mehr erhalten.
Bis heute wird an der Notensammlung geforscht. Immer wieder tauchen darin Werke barocker Meister auf, die bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht verlegt oder einem breiten Publikum in Konzerten zugänglich gemacht wurden.
Weiterführende Downloads:
- J.G. Pisendel – Aufsatz von Prof. Dr. Hans Rudolf Jung (PDF)
- Johann Georg Pisendel – Artikel von Lorenz Flohr (PDF)
- J.G.Pisendel – genialer Reformer und bescheidener Künstler – Seminararbeit von Maximilian Lange (PDF)
- Pisendel - und die determinierenden Faktoren in Kindheit und Jugend für seine musikalische Entwicklung - Seminararbeit von Kerstin Appelt (PDF)